Maria-Magdalena-Pfarrkirche (ehemalige Dominikanerkirche)
In ihrer jetzigen Gestalt wurde die Maria-Magdalena Pfarrkirche an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert errichtet. In einer anderen Bauart gab es früher an dieser Stelle eine Kirche bei dem Dominikanerkloster. Die Teschener Dominikaner waren davon überzeugt, daß ihr Orden im Jahre 1225 von Jacek Odrowąż gegründet wurde, dem gleichen, der den Orden in Krakau (Kraków) gestiftet hatte. Sie hatten auch im Jahre 1725 feierlich den fünfhundertsten Jahrestag ihres Entstehens begangen. In Wirklichkeit war das Kloster aber erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, höchstwahrscheinlich im Jahre 1272, entstanden. Seine Stifterin war vermutlich Euphemie, die Ehefrau des Oppeln-Ratiborer Herzogs Ladislaus I. Die erste Quelleninformation über die Teschener Dominikaner stammt aus dem Jahre 1332. Zu diesem Zeitpunkt war das Kloster bereits vollständig eingerichtet. Die Dominikaner waren ein Stadtorden, aber das Teschener Kloster verdankte von Anfang an ihren Unterhalt der Großzügigkeit der Teschener Herzöge. Von ihnen hatten die Dominikaner ein Gut in der Nähe von Teschen (nachher hatte man dieses Dorf von dem Wort „Mönch“ Mönnichhof - Mnisztwo - genannt), später auch das Dorf Krasna erhalten. Im Gegenzug war dann die Dominikanerkirche die Begräbnisstätte der Teschener Herzöge. Im Jahre 1408 hatte Herzog Primislav I. Noszak eine Kapelle gestiftet, die dem heiligen Andreas geweiht war. Gleichzeitig hatte der Herzog die Einkünfte des Klosters erhöht, damit zwanzig Geistliche und acht Anwärter dort leben konnten. Die gesamte Klosteranlage bestand aus mehreren Gebäuden. Es gab eine Kirche, ein um einen Innenhof gebautes Klostergebäude und verschiedene Wirtschaftsgebäude. Zu den letzteren gehörte zum Beispiel der von den Mönchen benutzte sogenannte Brüderbrunnen, der mit dem späteren Drei-Brüder-Brunnen identisch war.
Die Kirche der Dominikaner-Mönche wurde Jungfrau Marias Geburt geweiht. Ursprünglich hatte die Kirche den Raum des späteren Querschiffes eingenommen, später wurde sie vergrößert. Der dritte Abschnitt in der Entwicklung der Kirche, der sicherlich in der Zeit von Primislav I. Noszak stattgefunden hatte, bestand darin, daß die Ausrichtung der Kirche geändert wurde. Die bisherige Kirche wurde zum Querschiff, an das man auf der Nordseite einen großen Chorraum (Presbyterium) für die Mönche und auf der Südseite ein kleineres Schiff für die Gläubigen angebaut hatte. Die Um- und Anbauten waren alle im gotischen Stil gehalten.
Den erhalten gebliebenen Beschreibungen kann man entnehmen, daß die Dominikanerkirche „schön, hoch, hell und sehr groß“ war. Die Bilder aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen sie als einen hohen Bau, mit einem steilen Dach, ohne einen Hauptturm, dafür aber mit zwei kleinen Türmen am Ende des Querschiffes. Die Kirche war dreiundfünfzig Meter lang und neunkommafünf Meter breit. Das Querschiff war fünfkommasieben Meter breit und seine Länge betrug mehr als zwanzig Meter, was ungefähr der Länge der ursprünglichen Kirche entsprach. In der schlichten Fassade der Kirche zeichnete sich nur das ziemlich stattliche Portal aus. Der heutige Seiteneingang am Dominikanerplatz (plac Dominikański) verband früher die Kirche mit den übrigen Klostergebäuden. Die Betätigung des Dominikanerordens in Teschen wurde dadurch unterbrochen, daß Herzog Wenzel Adam ungefähr im Jahre 1545 im Teschener Herzogtum die Reformation eingeführt hatte. Die Dominikaner wurden gezwungen, das Kloster zu verlassen, und sie waren nach Auschwitz weggezogen. Das Ordensvermögen hatte der Herzog zum Teil verschenkt und zum Teil verkauft. Die Kirche wurde von den protestantischen Predigern als die zweite städtische Kirche genutzt. Die Predigten wurden dort in der Regel in deutscher Sprache gehalten. Nach dem Jahre 1609 hatte man den Dominikanern das Kloster und die Kirche zurückgegeben. Sie erlangten ebenso ihre Güter in Mönnichhof und Krasna wieder.
Nachdem die wohltätige Piastendynastie ausgestorben war, hatten die Dominikaner auf die Unterstützung des Adels und der Teschener Bürger zählen können. Häufig erhielten die Spender dafür eine Ehrenbestattung in der Kirche, wo der Sarg dann neben die Särge der Teschener Piasten gestellt wurde. Zum Beispiel wurde der Landeshauptmann Adam Wenzel Paczyński Graf von Tęczyn in einer Kapelle bestattet, die im Jahre 1660 die Familie Larisch gestiftet hatte. Die Beerdigung war feierlich, der Sarg jedoch auf Wunsch des Verstorbenen bescheiden, nämlich aus Kupfer. Bei der Kirche gab es auch eine Rosenkranzgesellschaft und die 1682 von Maximilian Pröckel von Pröckelsdorf gegründete Erzbruderschaft zum Heiligen Kreuz. Im 18. Jahrhundert hatten sich die österreichischen Behörden, im Einklang mit den Prinzipien des aufgeklärten Absolutismus, immer mehr in das innere Leben des Dominikanerordens eingemischt. Zum Beispiel hatte man im Jahre 1766 die Anzahl der Mönche auf fünfzehn beschränkt, die Mittel für ihren Unterhalt reichten aber trotzdem nicht. Von 1784an wurde die Kirche beim Dominikanerkloster der Sitz einer neu gegründeten Pfarrei. Ihr gehörten der obere Stadtteil und folgende Ortschaften an: die Obere Vorstadt, Mühlgraben, Bobrek, Guldau (Gułdowy), Krasna, Zamarsk (Zamarski) und Blogotitz (Błogocice). Ihr waren auch die Filialkirchen zur Dreifaltigkeit und zum Heiligen Kreuz unterstellt.
Im Jahre 1789 war in einem großen Brand fast die ganze Stadt den Flammen zum Opfer gefallen, darunter auch die Pfarr- und die Dominikanerkirche samt dem Kloster. Beide Türme wurden zerstört, die Kirchenglocken geschmolzen. Die Behörden hatten beschlossen, die weniger zerstörte Kirche der Dominikaner wiederaufzubauen und dorthin die Pfarrkirche zu verlegen. Sie hatten auch gleichzeitig beschlossen, den Orden der Dominikaner aufzulösen. Die Ordensgüter in Krasna und Mönnichhof wurden von Herzog Albert und seiner Frau Marie Christine gekauft. Die übrigen beweglichen Sachen des Ordens wie die Meß- und Kirchengewänder sowie die Ausstattung des Klosters hatte man den neu gegründeten Pfarreien in Teschener Schlesien überlassen. Nur ganz wenige Sachen gelangten in die neue Pfarrkirche, die an der gleichen Stelle entstanden war. Von der Dominikanerkirche blieben nur die gotischen Dienstsäulen in den Seitenarmen des Querschiffes, die aus der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert stammten, und an einigen Stellen der Kirche alte, gelegentlich gotische Portale erhalten. Im Jahre 1893während des Baus eines neuen Pfarrhauses hatte man an der Stelle eines Flügels des alten Klosters viele menschliche Gebeine gefunden. Es waren höchstwahrscheinlich die Überreste der Dominikaner, weil man in alten Zeiten die Mönche bei den Klöstern beerdigt hatte. Die sterblichen Überreste wurden dann verlegt und auf dem Friedhof bei der Dreifaltigkeitskirche bestattet.
Es blieb ebenfalls auf dem Sarkophag in einer Nische des Chorraumes eine Grabfigur eines Piastenherzogs erhalten. Ursprünglich befand sie sich vor dem Altar über der Gruft der Piasten. Man weiß nicht mit letzter Sicherheit, wen diese Grabfigur darstellt. Anfang des 19. Jahrhunderts war man überzeugt, daß es sich um eine Abbildung des Herzogs Adam Wenzel handelt, der den Dominikanern die während der Reformation weggenommenen Kirche und Kloster zurückgegeben hatte. Die Figur ist jedoch viel älter. Sie stammt aus der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert und wurde von einem Bildhauer angefertigt, der der Werkstatt von Peter Parler angehörte. Neben der Teschener Madonna-Statue ist diese Grabfigur das wichtigste Kunstwerk, das Teschens enge Verbindungen mit dem Hofe der Luxemburger in Prag belegt. Sicherlich stellt sie den Herzog Primislav I. Noszak selbst dar. Er war, wie bereits erwähnt, die rechte Hand des Kaisers Karl IV. und seines Sohnes König Wenzel IV. Die Figur zeigt den Herrscher im fortgeschrittenen Alter, in einer königlichen Haltung, mit der Herzogkrone, mit einem Schwert in der Hand und mit Füßen, die sich auf einen liegenden Löwen stützen. Herzog Primislav war einer der Gönner der Kirche, unter anderem hatte er dort die St.-Andreas-Kapelle einrichten lassen. Wir wissen auch, daß er in der Gruft dieser Kirche beerdigt wurde, genauso wie die meisten anderen Herrscher und ihre Familien aus der Teschener Piastenlinie. Die Dominikanerkirche war doch die Begräbnisstätte dieser Dynastie. Aus einem Dokument aus dem Jahre 1408 geht hervor, daß sich die Gruft der Vorfahren von Herzog Primislav im Chorraum, ganz in der Nähe des Altars (jetzt im Seitenschiff), befunden hatte. Auf Grund des tiefgreifenden Umbaus an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wurden die alten Grüfte beseitigt. Untersuchungen, die von einem eigens dafür eingesetzten Komitee durchgeführt wurden, brachten zutage, daß sich im Untergeschoß der Kirche zahlreiche, nicht miteinander verbundene Grüfte befanden. Der Zustand der dort gefundenen Gebeine erlaubte jedoch nicht, eine von den Grüften als die Begräbnisstätte der Teschener Piasten zu erkennen. Besser erhalten geblieben waren die Überreste anderer dort beerdigter Personen, die mit den Piasten nichts gemeinsam hatten. Man fand zum Beispiel den Sarg einer im Jahre 1608 verstorbenen schwedischen Aristokratin Sigrid Brahe. Der Schmuck von ihrem Sarg ist jetzt im Museum des Teschener Schlesiens ausgestellt.
Wir kommen jetzt zum Marktplatz, dem Hauptplatz von Teschen. Auch er verdankt seine Entstehung den Piasten, genau gesagt Herzog Kasimir II. Im Jahre 1496 hatte der Herzog nämlich versprochen, den Handelsplatz, der hinter den Stadtmauern lag, für immer leer zu lassen. Dies hatte ermöglicht, dort den Marktplatz anzulegen. Darüber hinaus verkaufte Kasimir II. der Stadt zwei seiner Häuser, die in der Nähe des Dominikanerklosters lagen, mit der Auflage, dort ein neues Rathaus zu errichten.
Text: Janusz Spyra
Textredaktion und Wahl der Abbildungen: Renata Karpińska
Übersetzung aus dem Polnischen: Magdalena Engelmann